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Themen und Referent/innen 2009


38. Abend: Mittwoch, den 16. Dezember 2009

 

Ulrich Grober

 

Die Entdeckung der Nachhaltigkeit

 

Zum Thema:

Was empfindet man eigentlich, wenn von „Nachhaltigkeit“ die Rede ist? Erhöhte Aufmerksamkeit? Neugier? Lust, etwas zu tun – oder zu lassen? Oder Überdruss an einem „Plastikwort“ und Frust über zunehmende Begriffsverwirrung? – Nachhaltigkeit ist ein modisch gewordener Begriff, der jedoch tief in unserer Kultur verwurzelt ist und den es vor seinem inflationären Gebrauch zu retten gilt. Das von Heinrich Campe 1807 herausgegebene Wörterbuch der deutschen Sprache definiert das Wort „Nachhalt“ als das, „woran man sich hält, wenn alles andere nicht mehr hält“. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Nachhaltigkeitsidee überall, wo sie auftaucht, ein Kind der Krise ist, aber auch die Entstehung eines neuen (ökologischen) Bewusstseins markiert.

 

So auch heute: Was bleibt nach dem Bankrott des neoliberalen Wirtschaftskonzepts und angesichts eines beschleunigten Klimawandels? Nachhaltigkeit ist offenbar der einzig noch verbliebene zivilisatorische Gegenentwurf zu einem blindwütigen „Weiter so“. Umso wichtiger, die gedankliche Substanz des Nachhaltigkeitskonzepts auszuloten und den Begriff neu zu schärfen.

 

Zum Referenten:

Ulrich Grober arbeitet als freier Autor und Journalist und veröffentlichte seit 1992 zahlreiche Beiträge zur ökologischen Erneuerung unserer Gesellschaft. In den letzten Jahren hat er sich intensiv mit der Begriffs- und Kulturgeschichte von Nachhaltigkeit beschäftigt. Sein Buch über „Die Entdeckung der Nachhaltigkeit“ erscheint im März 2010.

 

Veranstaltungsort und -zeit:

Vortrag im Rahmen der "Ringvorlesung Umwelt" an der Technischen Universität München, Hörsaal 1100, Arcisstr. 21.

Zeit: 19.30 bis 21.00 Uhr

 

 

37. Abend: Donnerstag, den 15. Oktober 2009

 

Auftaktveranstaltung des "Münchner Klimaherbstes" 2010

 

Zum Thema:

Die Auftaktveranstaltung des 3. Münchner Klimaherbstes findet dort statt, wo Natur-wissenschaft anschaulich präsentiert wird – im Deutschen Museum. Sie eröffnet inhaltlich den großen Bogen in die sozialen und kulturellen Dimensionen, die mit dem Thema Klima verbunden sind.

 

  • Gibt es Lebensweisen, die dazu beitragen können, den globalen Klimawandel zu mindern?

  • Welche Rolle spielen dabei Politik, Wissenschaft und Verbraucher?

 

Teil I: „Nachhaltige Politik statt strategischer Konsum? – Über die Macht und Ohn-macht der Verbraucher beim Klimaschutz“

 

Teil II: „Die Rolle der Wissenschaft im Klimaschutz“

 

Referenten:

Teil I: Dr. Oliver Geden, Stiftung Wissenschaft und Politik, Berlin, und Mitglied im sozialwissenschaftlichen Expertenkreis des Bundesumweltministeriums und Claudia Langer, Gründerin von UTOPIA.

Teil II: Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, Träger des Alternativen Nobelpreises, und Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Deutsches Museum.

 

Veranstaltungsort und -zeit:

Ehrensaal des Deutschen Museums, Museumsinsel 1

Beginn: 18.00 Uhr

 

 

36. Abend: Donnerstag, den 17. September 2009

 

Prof. Dr. Klaus Töpfer

 

Nachhaltige Entwicklung in Krisenzeiten – eine Agenda

 

Zum Thema:

Die dramatische Weltwirtschaftskrise und das staatliche Handeln zu ihrer Überwindung lassen viele besorgt fragen, ob durch diese Maßnahmen ein umfassendes und massives Handeln gegen die Klimakrise nicht bewusst oder unbewusst verschoben wird oder gänzlich von der politischen Agenda verschwindet. Diese Gefahr muss unmittelbar gebannt werden.

 

Die Klimakrise wird nicht mehr umkehrbare, negative Veränderungen für das Leben der Menschen auf der Erde bewirken. Die Wirtschafts- und Finanzkrise, so tief greifend auch ihre ökonomischen und sozialen Konsequenzen sind, wird diese existenziellen Folgewirkungen nicht haben. Daher muss es darum gehen, die Verhinderung der Klimakrise mit Maßnahmen zu realisieren, die gleichzeitig wirtschaftliche Stabilität, Arbeitsplätze und zukunftsfähige Technologien fördern.

 

Zum Referenten:

Professor Klaus Töpfer ist Volkswirt, Mitglied der CDU und war von 1987 bis 1998 zunächst Umwelt- und dann Städtebauminister. Von 1998 bis 2006 leitete er als Exekutivdirektor das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi, Kenia. Klaus Töpfer ist stellvertretender Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung und Professor für Umwelt und nachhaltige Entwicklung an der Tongji-University in Shanghai. Im Herbst 2009 nimmt das Institut für Klimawandel, Erdsystem und Nachhaltigkeit (Institute for Advanced Sustainability Studies, IASS) in Potsdam seine Arbeit auf, dessen Gründungsdirektor Klaus Töpfer ist.

 

Veranstaltungsort und -zeit:

HVB-Forum, Prannerstr./Ecke Kardinal-Faulhaber-Str., 80333 München

Beginn: ab 19.00 Uhr

 

 

35. Abend: Dienstag, den 30. Juni 2009

 

Jörg Schindler

 

"Peak Oil" – Der Anfang vom Ende des Erdölzeitalters

 

Zum Thema:

Der Lebensstil in den industrialisierten Ländern der Welt beruht auf der reichlichen und billigen Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe. Von keinem anderen Energieträger ist unsere Wirtschaft dabei so abhängig wie vom Erdöl. Erdöl ist der Motor des modernen Verkehrs, es gilt als Grundlage für unseren westlichen Lebensstil und als Voraussetzung für die Globalisierung. Doch wie lange noch?

 

Es gibt ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass die weltweite Ölförderung nicht weiter gesteigert werden kann und bald unaufhaltsam und kontinuierlich abnehmen wird. Die Zeit des billigen und reichlichen Öls ist vorbei. Selbst die Internationale Energieagentur in Paris warnt neuerdings vor einer drohenden Versorgungskrise in wenigen Jahren. Haben wir den „Peak Oil“, das weltweite Ölfördermaximum, vielleicht bereits überschritten? Befinden wir uns damit auf der Schwelle eines ein-schneidenden Strukturbruchs, der nahezu alle unsere Lebensbereiche betreffen wird?

 

Zum Referenten:

Der Wirtschafswissenschaftler Jörg Schindler wird in seinem Vortrag diesen Fragen nach „Peak Oil“ und seinen Folgen nachgehen. Er ist Vorstand und Gründungsmitglied von ASPO Deutschland, der „Association for the Study of Peak Oil“, und war bis Ende 2008 Geschäftsführer der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH. Er ist Autor zahlreicher Studien und Bücher, die das sich abzeichnende Ende des Erdölzeitalters analysieren und Konzepte für eine postfossile Zukunft entwickeln.

 

Veranstaltungsort und -zeit:

Schweisfurth-Stiftung, Südliches Schlossrondell 1, 80638 München

Beginn: 19.00 Uhr

 

 

34. Abend: Montag, den 25. Mai 2009

 

Dr. Andreas Weber

 

Ökonomie des Glücks

Die Versöhnung von Wirtschaft, Natur und Menschlichkeit

 

Zum Thema:

Eine Verkettung kaum lösbarer Probleme bedrückt viele Menschen: der Verlust von klimatischer Stabilität und natürlicher Vielfalt, die kaum beherrschbare Globalisierung und die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich – aber auch die Rastlosigkeit, Hektik und Sinnleere, unter denen gerade Bewohner wohlhabender Regionen leiden.

 

Könnte es sein, dass all diese Probleme letztlich auf eine einzige Ursache zurückzuführen sind: auf eine Wirtschaftsreligion, die alles dem Wachstum unterordnet und deren Grundgedanken in einem falschen Bild vom Leben und einer falschen Idee vom Menschen wurzeln? Boomender Wohlstand allein macht jedenfalls nicht glücklicher – Menschen begehren nicht nur Güter, sondern Zufriedenheit und Glück in der Gemeinschaft. Und weder in der Natur noch in der menschlichen Biologie ist ein ungebremster Wettkampf aller gegen alle die treibende Kraft. Der Biologe und Philosoph Andreas Weber beschreibt und fordert deshalb eine neue, ökologische Ökonomie, die mit der Natur wirtschaftet – und nicht gegen sie. Erst eine neue Wirtschaft vom wirklichen Wohlergehen – eine Ökonomie des Glücks – kann die Wende schaffen, den Reichtum der Natur dauerhaft zu nutzen und unsere Humanität zu bewahren. In seinem Vortrag wird Weber Pioniere der realen Nachhaltigkeitswende vorstellen, aber auch von Orten berichten, die auf eine überschaubare Kreislaufwirtschaft setzen, mit grüner Wirtschaft gute Renditen erzielen und glücklichen Menschen Heimat sind.

 

Zum Referenten:

Dr. Andreas Weber studierte Biologie und Philosophie in Berlin, Freiburg, Hamburg und Paris. Als freier Autor, Journalist und Redakteur schreibt er regelmäßig Beträge für Magazine und Zeitungen. Einer breiteren Leserschaft wurde er bekannt durch sein 2007 erschienenes Buch Alles fühlt. Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften. Der Vortrag basiert auf dem jüngsten Buch von Andreas Weber über Biokapital (2008).

 

Veranstaltungsort und -zeit:

Schweisfurth-Stiftung, Südliches Schlossrondell 1, 80638 München

Beginn: 19.00 Uhr

 

 

33. Abend: Montag, den 27. April 2009

 

Dr. Anita Idel

 

Wege aus der (Hunger-)Krise

Weltagrarbericht fordert Paradigmenwechsel

 

Zum Thema:

Die derzeitige Wirtschafts- und Finanzkrise rückt andere, mit ihr verbundene und weitaus existenziellere Krisen aus dem Blickpunkt des öffentlichen und politischen Interesses: So geraten Bemühungen um mehr Klimaschutz ins Hintertreffen, und die weltweite Ernährungskrise, die im vergangenen Jahr noch die Schlagzeilen füllte, ist offenbar zur medialen Nebensache geworden. Dabei haben nicht zuletzt die jüngsten Hungerrevolten in zahlreichen Entwicklungs- und Schwellenländern darauf aufmerksam gemacht: Noch nie haben so viele Menschen auf dieser Erde gehungert wie heute. Die Welternährungsorganisation FAO spricht von 963 Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben und Tag für Tag ums Überleben kämpfen. Das ist jeder siebte Mensch auf diesem Globus, darunter viele Millionen Kinder.

 

Die einseitige Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität hat aufgrund ihrer sozialen und ökologischen Folgekosten keine Zukunft. Nur eine radikale Wende der Agrarpolitik und Agrarforschung – hin zur Förderung der Multifunktionalität und der Potenziale kleinbäuerlicher Strukturen, angepasster Technologien und gerechter Land- und Ressourcenverteilung – kann die Ernährung der Weltbevölkerung dauerhaft sichern, ohne die ökologischen Grundlagen der Landwirtschaft zu zerstören und den Klimawandel zu forcieren. – Dies ist die Kernbotschaft des seit Jahresbeginn in Buchversion vorliegenden ersten Weltagrarberichts (IAASTD). Fünf UN-Organisationen und die Weltbank beauftragten im Jahr 2005 über 500 Experten und Wissenschaftler aus aller Welt, Wege aus der Hunger- und Armutskrise zu identifizieren. Der Weltagrarrat fordert einen Paradig-menwechsel in Agrarpolitik und -forschung. Bisher haben 60 Staaten den Bericht unterzeichnet – Deutschland zählt noch nicht dazu.

 

Zur Referentin:

Die Tierärztin Dr. Anita Idel hat als eine von drei deutschen Wissenschaftlern an dem Bericht mitgearbeitet und wird dessen zentrale Ergebnisse und politische Forderun-gen vorstellen. Sie arbeitet als Projektmanagerin, Mediatorin und Beraterin im Be-reich nachhaltige Landwirtschaft, Ökologisierung der Tierzucht und Förderung der Agrobiodiversität und ist Lehrbeauftragte an der Universität Kassel.

 

Veranstaltungsort und -zeit:

Schweisfurth-Stiftung, Südliches Schlossrondell 1, 80638 München

Beginn: 19.00 Uhr

 

 

32. Abend: Mittwoch, den 18. Februar 2009

 

Nachhaltiges Investment

Blaupause für einen Neuanfang in der Finanzkrise?

 

Zum Thema:

Die derzeitige Finanzkrise stellt vieles in Frage: die Rolle der Banken, die Aufgabe des Staates, aber auch unser aller Umgang mit Geld. Fragwürdig geworden sind vor allem die oftmals überzogenen Erwartungen privater wie institutioneller Anleger an die Vermehrung ihres Kapitals. Entsprechend groß ist die Enttäuschung und auch Ratlosigkeit, seitdem das Kartenhaus aus faulen Krediten, „Leerverkäufen“ und an-deren riskanten Spekulationen zusammengebrochen ist und die Aktienkurse offenbar nur noch eine Richtung kennen: nach unten.

 

„Rendite ohne Reue“ – „Gewinne mit gutem Gewissen“: Das versprechen seit Jahren Geldanlagen, die in natur- und sozialverträgliche Produkte und Unternehmen investieren. Nachhaltiges Investment ist längst kein Nischenmarkt mehr. Allein in Europa sind gut 2,6 Billionen Euro unter Berücksichtigung ethischer und ökologischer Kriterien angelegt – Tendenz steigend. Auch wenn die Krise der letzten Monate die Ethik- und Ökofonds kaum weniger verschont hat als die konventionellen: Der einsetzende Klimawandel, knapper werdende Ressourcen, zunehmende soziale Verwerfungen im Zuge einer ungebremsten Globalisierung führen dazu, dass ökologische wie sozial verantwortbare Investitionen an Bedeutung gewinnen.

 

Wie hat sich der Markt für ein nachhaltiges Investment in den letzten Jahren entwickelt? Was sind die Beweggründe für Privatpersonen und institutionelle Anleger wie Kirchen oder Stiftungen, ihr Vermögen in Nachhaltigkeitsfonds zu investieren? Nach welchen Kriterien werden solche Fonds zusammengesetzt? Was bedeutet „Nachhaltigkeit“ konkret für die Auswahl und das Rating von Unternehmen und Staaten? Sind nachhaltige Anlageformen – etwa im Hinblick auf die Transparenz ihres Investments – ein Vorbild für die anstehende Neuordnung des Finanzsystems? Oder ist „Nachhaltigkeit“ nur ein scheinheiliges Marketinginstrument, mit dem Banken und Fondsgesellschaften gutmeinende Anleger ködern?

 

Zu den Referenten/Diskutanten:

  • Sabine Pex, stellv. Abteilungsdirektorin Nachhaltige Investments in der
  • HypoVereinsbank / UniCredit Group

  • Rolf D. Häßler, Director Business Development bei der Rating-Agentur oekom research AG

  • Dr. Claus Meier, Oberkirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Leitung Bereich Finanzen

  • Werner Hedrich, Director of Fund Research bei Morningstar Deutschland GmbH

 

Veranstaltungsort und -zeit:

HVB-Forum, Prannerstr./Ecke Kardinal-Faulhaber-Str., 80333 München

Beginn: 19.00 Uhr

 

 

 

 

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